Oliver van den Berg
Dass sich anhand der Produkte des Menschen einiges über dessen Wesen erfahren lässt, ist die Ausgangsthese Oliver van den Bergs, der bekannt wurde durch seine nach Vorlage von technischem Gerät wie Radar, Flugschreiber oder Sternenprojektor geschaffenen Objekte. All sie von futuristisch-technoider Anmutung, jedoch auf ihre perfekte Oberfläche reduziert, ihrer Funktion beraubt und zum prototypischen Modell zurückgeführt. Gefertigt meist aus Holz, dem Bildhauermaterial par excellence und anachronistisch im Gegensatz stehend zu Werkstoff und Funktion der technischen Hochglanz-Vorbilder, entstehen formvollendete Skulpturen, die Fortschrittsutopien ad absurdum führen und gleichzeitig um die Frage nach Original und Abbild kreisen. In der künstlerischen Aneignung, der Reduktion auf die ästhetische Qualität, eröffnet sich die Möglichkeit einer interesselosen Reflektion. Denn jede technische Erfindung ist zugleich Projektion menschlicher Träume und Unzulänglichkeiten. In diesem Sinne ist seine Arbeit in der kulturgeschichtlichen Tradition von Mensch-Maschine-Analogien zu verorten.
Ausgehend von seiner Installation „Mikros“ (2006) nehmen in der aktuellen Arbeit aus Kiefernholz gefertigte Kameras als Relikte einer überdimensionierten Pressekonferenz den Ausstellungsraum in Beschlag. Die unüberschaubare Proliferation von Tischen, Gestänge und Aufnahmegeräten steht jedoch im Gegensatz zur individuellen Ausführung: ein jedes Objekt ist einmalig und doch austauschbar.
Hilke Wagner